Geschichte

Vorgeschichte

Der Kalte Krieg: Die USA und die Sowjetunion, zwei Großmächte, streben die führende Stellung auf der Welt an. Beide Seiten bauen enorme Arsenale an atomaren Waffen auf und bedrohen sich gegenseitig. Die NATO auf der amerikanischen Seite und der Warschauer Pakt auf der sowjetischen Seite spalten, als Verteidigungsbündnisse, die Welt und Deutschland. Die Situation ist angespannt, ein falscher Schritt könnte zu einem katastrophalen Krieg führen.

Der bisherige Zivilschutz war auf die gewaltige Zerstörungskraft von Atomwaffen nicht ausgelegt und musste ausgebaut werden. So wurde unter anderem der Luftschutzhilfsdienst gegründet und der zivile Schutzraumbau gefördert. Öffentliche Einrichtungen wie Schulen, Krankenhäuser etc. wurden verpflichtet, bei Neubauten Schutzräume mitzubauen. Zur Leitung des Zivilschutzes im Kriegsfall wurden die Bundesländer, Regierungsbezirke, Kreise und Bürgermeister vom Bund aufgefordert, Bunker als Ausweichsitze zu bauen.

Bauzeit

Die Regierung des Landes Nordrhein-Westfalen entscheidet sich, den eigenen Bunker in der Nähe des Ortes Urft in der Eifel zu bauen. Es wird kein neuer Bunker entworfen, sondern der Plan eines Warnamtsbunkers verwendet. Mit leichten Änderungen finden damit auf vier Etagen 200 Personen Platz zum Leben und Arbeiten. Mit dem Bau wird Ende 1962 begonnen. Zuerst wird der Hang ausgebaggert, sodass eine Freifläche entsteht, dann wird der Bunker im Tagebau errichtet. Die 2 Meter dicke Sohle und 3 Meter dicken Mauern werden in Monate langer Arbeit gegossen. Mit dem Richtfest 1963 ist der Rohbau abgeschlossen und der Bunker wird zur Tarnung von oben zugeschüttet.

Es dauert noch mehrere Jahre bis die Ausstattung des Ausweichsitzes abgeschlossen ist. Es werden Kilometer an Kabeln und Leitungen verlegt, Klima- und Filteranlage, Wasser- und Stromversorgung, Telefon- und Funkanlage montiert, Schlaf-, Arbeits- und Speiseräume werden möbliert. Auch Außenanlagen werden gebaut, ein Antennenmast für Richtfunk über eine in 5 km entfernte, für den Bunker errichtete, Funkstelle. Dazu eine Notantenne, falls die Hauptverbindung ausfallen sollte. Zusätzlich wird ein Einfamilienhaus auf dem Grundstück errichtet, das dem Bunkerverwahlter als Wohnsitz dienen sollte. Mit der ersten Einlagerung von Lebensmitteln ist der Bunker 1965 bezugsbereit.

Übungszeit

Um NATO-weit Regierungen und Militärs auf den Ernstfall vorzubereiten, werden große Übungen durchgeführt. Der Ausweichsitz des Landes Nordrhein-Westfalen nimmt 1966 zum ersten Mal an einer solchen Übung teil. Knapp 80 Beamte aus verschiedenen Ministerien werden zum Bunker gebracht, um in einem von der NATO erarbeiteten Szenario ihre Aufgaben im Bunker zu erfüllen. Die Übungen laufen im Geheimen ab, die Beamten dürfen ihren Familien nicht einmal mitteilen, in welchem Ort sie sich aufhalten werden. Bis 1989 finden grob alle 2 Jahre solche Übungen statt.

In den Übungen wird auch die Bunkertechnik auf ihre Zweckmäßigkeit geprüft und entsprechende Änderungen werden vorgenommen. So wird zum Beispiel die schwer zu bedienende Matrizendruckmaschine durch mehrere Kopierer ersetzt; die Siemens-Fernschreiber vom Typ T100 werden gegen den Typ T1000 getauscht. Der größte Teil der Technik konnte aber im Ursprungszustand belassen werden. Auch der Bunker und das umliegende Grundstück werden im Laufe der Jahre nur wenig verändert; es werden Druckstoßsicherungen in die Lüftungsrohre eingesetzt, eine Garage als Tarnung vor den Eingang gebaut und die Umzäunung erweitert.

Aufgabe

Ende der 80er Jahre entspannte sich der Kalte Krieg; die Bundesregierung entscheidet 1989, dass die Bunker der Länder und der anderen Regierungsebenen nicht mehr zwingend erforderlich sind. Mit der Auflösung des Warschauer Paktes 1991 ist dann allen klar, dass der Kalte Krieg zu Ende ist. Am 19. Januar 1993 wird durch Kabinettsbeschluss die Zweckbestimmung des Ausweichsitzes NRW aufgegeben und die Geheimhaltung aufgehoben. Nordrhein-Westfalen will den unterirdischen Bunker verkaufen, da es keine andere Verwendung für das Objekt hat. Der Bunkerverwalter pflegt den Bunker in Eigeninitiative weiter, damit es nicht zu Schäden und Vandalismus kommt.

1995 will der Geschäftsmann Claus Röhling den Bunker kaufen, um darin ein Labor für die Messung von Störstrahlungen einzurichten. Elektronische Geräte müssen seit Anfang der 90er Jahre auf Einhaltung der zulässigen Störstrahlung geprüft werden, bevor sie in den Handel gebracht werden dürfen. Die bürokratischen Hürden führen dazu, dass fast drei Jahre vergehen, bis der Kaufvertrag abgeschlossen werden kann. In diesen drei Jahren haben sich in Deutschland über 100 Unternehmen etabliert, die solche Messungen machen können. Der Markt ist abgedeckt. Nun ist der Bunker zwar gekauft, die Geschäftsidee hat sich aber erübrigt.

Dokumentationsstätte

Jahrelang ungenutzt, geriet der Bunker in Vergessenheit. Der ehemalige Bunkerverwalter und später die Familie Röhling pflegten ihn weiter. In den Kreisen der Bunkerkenner war nur seine Existenz bekannt, nicht jedoch sein Standort. Viele Enthusiasten suchten ihn an den verschiedensten Orten. Zufällig traf ein solcher Bunkerbegeisterter Claus Röhling am Grundstück an, um sich zu erkundigen, ob er einen Bunker in der Umgebung kennen würde. Er war vom Zustand des Bunkers begeistert und kam später mit einer Gruppe wieder, worunter sich auch Interessierte aus der Dokumentationsstätte Regierungsbunker in Ahrweiler befanden.

Mit dem 'Bundesbunker' zusammen wurden Führungen im Rahmen der ersten Eifel-Bunker-Touren unternommen. Dafür wurde eine lebendige Führung entwickelt, die nicht nur die Technik des Bunkers zeigt, sondern auch vermittelt, unter welchem Druck die Mitarbeiter des Zivilschutzes hätten arbeiten müssen. Das rege Interesse gab den Anstoß, die Dokumentationsstätte ehemaliger Ausweichsitz der Landesregierung NRW zu eröffnen. Am 18. Juni 2009, bei der offiziellen Eröffnung, durchschnitt Dr. Ingo Wolf, der Innenminister des Landes NRW, zeremoniell das Absperrband. Seitdem gibt es regelmäßig Führungen im Bunker.